Woher kommen die Renditen?

von | 13.08.2024 | Vermögensverwaltung

Vorhersage unmöglich

Viele Anleger glauben, dass sich die Entwicklung von Zinsen und Aktien prognostizieren ließe. Die praktische Erfahrung und die Kapitalmarktforschung sprechen jedoch ganz klar dagegen. So haben die Zentralbanken jüngst nicht nur die Entwicklung der Inflation – trotz umfassendster Datenversorgung – NICHT vorhergesehen, sondern auch die von ihnen selbst festgesetzten Zinsen. Auch die zuletzt sehr gute Aktienmarktentwicklung widerspricht den Erfahrungen der Vergangenheit mit starken Zinsanstiegen. Wie hätte man es also vorhersagen sollen?

Renditequellen = Risikoprämien

Die Zentralbank setzt den risikofreien Zins für kurze Laufzeiten fest. Wer mehr verdienen möchte muss Risiken eingehen: Laufzeitrisiken (länger anlegen), Bonitätsrisiken (schlechterer Schuldner), Währungsrisiken oder Aktienrisiken (Eigenkapitalrisiko)

Je nach Höhe des Risikos kann er auch erwarten, am Ende eine Risikoprämie dafür zu erhalten, dass er die entsprechenden Risiken eingegangen ist. Je höher das Risiko, desto höher die Risikoprämie. Aktien bieten deshalb im Schnitt einen höheren Ertrag als Anleihen, da das Risiko des Verlustes von Eigenkapital höher ist als das Risiko des Verlustes von Fremdkapital, das regelmäßig erst dann angegriffen wird, wenn das Eigenkapital aufgebraucht ist.

Risikoprämie ≠ feste (Risiko-)Verzinsung

Häufig gibt es die Fehlauffassung, dass Risikoprämien eine „Verzinsung“ darstellen, wie bei Festgeld. Dem ist durchaus nicht so! Es handelt sich um eine „durchschnittliche Prämie“, die im einen Jahr negativ sein kann und im vielleicht nächsten Jahr positiv und umgekehrt. Je höher die Risikoprämie, desto höher auch deren Schwankungen im Zeitablauf.

Nicht alle Risiken werden durch eine Risikoprämie vergütet.

Systematische Marktrisiken werden üblicherweise vergütet, unsystematische Einzeltitelrisiken nicht. Befinden sich wenige Einzelwerte in einem Portfolio, dann geht der Anleger das Risiko ein, dass genau seine Einzeltitel von irgendeiner zufälligen Entwicklung getroffen werden.

Professionelle Anleger vermeiden dieses Risiko, indem sie über Regionen, Branchen und Unternehmensgrößen möglichst breit streuen, im Fachjargon: diversifizieren.

Es gibt nicht „die“ Aktienrendite.

Je nach Aufbau von breit diversifizierten Aktien-Portfolios können sich diese unterschiedlich entwickeln.  Welcher Portfolioansatz sich jeweils besser entwickelt, ist umso zufälliger, je kürzer der betrachtete Zeitraum. Im Folgenden ist ein Vergleich der Renditen eines Portfolios, in dem die Unternehmen gleich gewichtet sind mit einem Portfolio, das nach Unternehmensgröße gewichtet ist.

Abbildung 1: Wertentwicklung S&P 500 im Zeitraum 30.12.2022 bis 26.07.2024

Hier sehen wir, dass ein nach Unternehmensgröße gewichtetes Portfolio gerade in den letzten 1,5 Jahren um Klassen besser gelaufen ist als ein Portfolio, in dem alle Unternehmen gleich gewichtet sind (d.h. heißt die kleinen Unternehmen relativ höher).

 

 

 

 

 

Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung. Wertentwicklung in USD. Stand: 26.07.2024.
Historische Wertentwicklungen lassen keine Rückschlüsse auf eine ähnliche Entwicklung in der Zukunft zu. Diese ist nicht prognostizierbar. In den Index kann nicht direkt investiert werden.

Langfristig sieht es ganz anders aus:

Abbildung 2: Wertentwicklung S&P 500 im Zeitraum 31.12.1999 bis 26.07.2024

Quelle: Bloomberg, eigene Darstellung. Wertentwicklung in USD. Stand: 26.07.2024.
Historische Wertentwicklungen lassen keine Rückschlüsse auf eine ähnliche Entwicklung in der Zukunft zu. Diese ist nicht prognostizierbar. In den Index kann nicht direkt investiert werden.

Folgt man der Kapitalmarktforschung, ist der Erwartungswert der Rendite bei kleineren Werten höher als bei großen Werten, deshalb hat das gleichgewichtete Portfolio langfristig viel besser abgeschnitten. Viele professionelle Investoren orientieren sich daran.

Klassischer Anlegerfehler

Viele Anleger lassen sich durch kurzfristige Entwicklungen aus der Ruhe bringen und passen ihr Portfolio den jüngsten Entwicklungen an. Wer drei Portfoliomanager beschäftigt hat, kündigt dem „schlechtesten“. Wer mehrere Fonds hat, verkauft den „schlechteren“. Das führt vielleicht kurzfristig zu emotionaler Ruhe, weil man reagiert hat. Langfristig ist es aber ein Konzept für „schlechte“ oder zumindest unter den Möglichkeiten liegende Gesamtperformance.

Fazit

Unter der Voraussetzung, dass das Portfolio vernünftig und passend zur Risikopräferenz des Kunden aufgebaut ist, spricht vieles dafür, der Wertentwicklung ihren Lauf zu lassen. Ein Portfoliowechsel, weil ein Portfolio über zwei, drei oder gar fünf Jahre besser gelaufen ist als ein ähnliches anderes, erscheint wenig sinnvoll.

Die Kapitalmarktforschung und die Historie spricht dafür, dass sich breit aufgestellte Portfolios, die in den Assets mit der höchsten erwarteten Rendite investiert sind, langfristig am besten entwickeln werden.

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Wichtiger Hinweis:
Bitte beachten Sie, dass historische Renditen keine verlässliche Indikation für zukünftige Ergebnisse darstellen. 

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