US-Wahl: Wie wir unsere Portfolios positionieren

von | 30.10.2024 | Vermögensverwaltung

Wenn die US-Präsidentschaftswahlen näher rücken, stellt sich für mich als Vermögensverwalter wieder die Frage: Wie gehe ich mit meinem Portfolio um? Verkaufe ich, sichere ich ab oder bleibe ich einfach dabei? 

Ein faszinierend kompliziertes Wahlsystem

Am Dienstag, den 5. November, ist es so weit: Die USA wählen ihren Präsidenten. Doch es ist nicht nur eine Präsidentschaftswahl. Parallel dazu werden das gesamte Repräsentantenhaus und 34 der 100 Sitze im Senat neu besetzt. Das Wahlrecht in den USA ist komplexer, als es zunächst scheint. Die Wähler entscheiden nicht direkt über den Präsidenten, sondern wählen sogenannte Wahlleute, die letztlich stellvertretend ihre Stimme abgeben. Noch komplexer wird es dadurch, dass die Staaten ihre Ergebnisse bis zum 11. Dezember zertifizieren müssen und die offizielle Bestätigung des Wahlsiegers erst am 6. Januar durch den Kongress erfolgt. Ein langwieriger Prozess – das Ergebnis könnte sich also in die Länge ziehen, vor allem wenn es knapp wird. 

Was passiert, wenn die Wahl knapp ausgeht?

Für viele Experten steht fest: Ein enges Rennen könnte zu politischen Spannungen führen. Manche befürchten sogar, dass es zu Unruhen kommen könnte, falls eine Partei die Wahl aufgrund tatsächlicher oder vermuteter Unregelmäßigkeiten nicht anerkennt. Einige Analysten sehen in solchen Szenarien das Risiko von scheinbar unabwendbaren Kursverlusten und empfehlen, das Portfolio entsprechend abzusichern. Dieser Gedanke klingt einleuchtend – Absicherung oder Verkauf, um fallende Kurse zu antizipieren und später günstiger wieder einzusteigen. 

 Doch ist das wirklich der beste Weg? Schauen wir uns die Optionen an.

Option 1: Verkaufen – Jetzt raus und später günstiger wieder rein? 

Eine Möglichkeit ist, Aktienpositionen zu verkaufen und erst nach der Wahl wieder einzusteigen, wenn die Märkte vielleicht günstiger stehen. Das hätte den Vorteil, dass die Kunden im Fall eines Marktrückgangs keine Verluste erleiden. Allerdings bleibt das Risiko, dass die Märkte nicht wie erwartet fallen – vielleicht steigen sie sogar weiter, und wir stehen dann an der Seitenlinie und verpassen die Gewinne. Den richtigen Wiedereinstiegszeitpunkt zu finden, ist außerdem nicht einfach. 

Option 2: Absichern – Verlustschutz mit Optionen 

Alternativ könnten wir die Portfolios absichern, indem wir Optionen kaufen, die vor Kursverlusten schützen. Damit könnte man mögliche Verluste kompensieren und sogar davon profitieren, falls die Kurse deutlich fallen. Doch diese Absicherung ist nicht kostenlos. Optionen kosten eine Prämie, und wenn die erwarteten Verluste nicht eintreten, habe wir das Geld unserer Kunden für die Absicherung quasi „verbrannt“. Es bleibt also ein Dilemma: Absichern oder auf das Beste hoffen? 

Option 3: Dabei bleiben und langfristig denken 

Die dritte Option ist, ruhig zu bleiben und an der – mit den jeweiligen Kunden abgestimmten – langfristigen Strategie festzuhalten. Diese Option erfordert Gelassenheit und Vertrauen darauf, dass die Märkte sich auf lange Sicht positiv entwickeln. Natürlich besteht die Gefahr, dass unsere Kunden kurzfristige Kursverluste aushalten müssen, was emotional belastend sein kann. Doch die Geschichte zeigt, dass der Markt sich meistens schnell erholt. 

Was ich aus der Geschichte gelernt habe

Blickt man auf die letzten US-Wahlen zurück, wird deutlich, dass die Märkte nicht immer auf politische Ereignisse reagieren, wie man es vielleicht erwarten würde. 

  • 2000: Die Wahl zwischen George W. Bush und Al Gore zog sich wochenlang hin. Der S&P 500 verlor zwar knapp 4%, doch das lag auch an einem insgesamt schwachen Marktumfeld. 
  • 2016: Trumps überraschender Wahlsieg ließ die Märkte zunächst leicht sinken, nur um dann am nächsten Tag stark zuzulegen. 
  • 2020: Nach der Wahl folgte große Unsicherheit – bis hin zur Erstürmung des Kapitols im Januar 2021. Doch der Markt zeigte sich unbeeindruckt und stieg weiter. 

Zusammenfassung

Diese Beispiele lehren mich, dass politische Unsicherheiten die Märkte oft weniger beeinflussen als befürchtet. Es bleibt schwer vorherzusagen, wie der Markt auf ein Wahlergebnis reagieren wird – falls überhaupt. Für mich ergibt sich daraus eine klare Lektion: Die Ruhe zu bewahren und an der langfristigen Anlagestrategie festzuhalten, hat sich oft bewährt. Es gibt schließlich das Sprichwort: „Politische Börsen haben kurze Beine.“ 

Sind Sie daran interessiert, wie wir als Vermögensverwalter mit solchen – und vielen anderen – Situationen umgehen, kontaktieren Sie uns noch heute für ein unverbindliches Beratungsgespräch.

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