Warum es uns so schwerfällt gute Anlageentscheidungen zu treffen und diese dann auch durchzuhalten.
Herr Kallenbach* treibt die Sorge, dass er nicht optimal investiert sein könnte. Sein aktiv gemangtes Depot soll vorhandene Marktchancen für Kursgewinne nutzen, aber Risiken in Form von größeren Kursrückschlägen vermeiden. Bevorzugt investiert er in Aktien, da er dort höhere Renditen erwartet – eine Annahme, die grundsätzlich durch wissenschaftliche Untersuchungen auf Basis historischer Daten gestützt wird.
Die Aktienmärkte sind die letzten zwei Jahre gut gelaufen, deshalb hat er schon vor einiger Zeit vorsichtshalber die Aktienquote in seinem Portfolio reduziert, um Kursrückschläge nutzen zu können. Diese Kursrückschläge sind bisher aber nicht gekommen. Viel schlimmer: die Börsen haben sich hervorragend entwickelt und er war mit einem ordentlichen Teil seines Vermögens nicht dabei. Abends nagen nun Zweifel an ihm. War es richtig, die Aktienquote zu senken? Was, wenn die gar nicht fallen. Soll er nicht besser wieder einsteigen? Oder wäre es vielleicht vorteilhaft, die Aktienquote weiter zu reduzieren?
Er liest Artikel um Artikel in der Tages- und Wochenpresse. Doch schlauer wird er nicht. Irgendwie gibt es für jede Chance immer ein Risiko. Er beschließt weiter abzuwarten.
Nach weiteren Wochen bangen Wartens endlich die Erlösung. Der Markt fällt innerhalb einer Woche um mehr als 20%. Einige wichtige Unternehmen haben im Reporting enttäuscht und das makroökonomische Umfeld sieht plötzlich gar nicht mehr prickelnd aus.
Eigentlich hatte sich Herr Kallenbach vorgenommen jetzt nachzukaufen. Aber erstens steht der Aktienmarkt immer noch höher als bei seinen ersten Verkäufen und zweitens könnte es sehr gut sein, dass weitere Kursrückgänge bevorstehen. Dann wäre er der Idiot, der kurz vor dem Crash noch nachinvestiert hat. Vorsichtshalber baut er seine Aktienposition weiter ab. Sicher ist sicher.
Doch statt weiter zu fallen, steigen die Märkte plötzlich wieder, obwohl die Nachrichten immer noch überwiegend schlecht sind.
Er rauft sich die Haare. Was tun?
Kurze Analyse zum Market Timing und seinen Tücken
Nach einer zweijährigen Bullenphase entschied sich Herr Kallenbach, seine Aktienquote zu reduzieren. Diese Entscheidung, obwohl verständlich, illustriert die Herausforderungen des Markt Timings:
- Verpasste Chancen: Die Märkte entwickelten sich weiterhin positiv, wodurch ein Teil seines Vermögens nicht an den Kursgewinnen partizipierte.
- Psychologischer Druck: Die Ungewissheit über den richtigen Zeitpunkt zum Wiedereinstieg führte zu Zweifeln und Stress.
- Informationsüberflutung: Trotz intensiver Recherche in Finanzmedien fand er keine klare Handlungsanweisung – ein typisches Problem in der heutigen Informationsflut.
Als der Markt schließlich um 20% einbricht, zeigen sich weitere psychologische Phänomene:
- Ankerwert-Effekt: Obwohl die Korrektur eintrat, zögerte Herr Kallenbach beim Nachkauf, da der Markt immer noch über seinem ursprünglichen Verkaufsniveau lag.
- Verlust-Aversion: Die Angst vor weiteren Verlusten überwog die ursprüngliche Kaufabsicht, ein klassisches Beispiel für irrationales Anlegerverhalten.
Die anschließende Markterholung trotz negativer Nachrichten verdeutlicht:
- Entkopplung von Nachrichten und Marktbewegungen: Märkte antizipieren oft zukünftige Entwicklungen und reagieren nicht immer direkt auf aktuelle Nachrichten.
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*Name geändert