In dieser Serie möchten wir den für uns zentralen Ansatz des wissenschaftlichen Investierens vertiefen. Er dient als Grundlage für unser Handeln an den Kapitalmärkten. Aus dem ursprünglich als ein Beitrag geplantem Thema werden voraussichtlich drei Teile entstehen. Im ersten Teil geht es um die Theorie der effizienten Märkte und die Schlussfolgerung, dass ein marktnahes und wenig aktives Portfolio viele Vorteile mitbringt.
Kapitalmarktforschung – die Anfänge
Vor knapp 60 Jahren stellte Eugene Fama mit der Effizienzmarkthypothese (EMH) eine sehr wichtige und immer noch relevante Theorie auf. Die Ursprünge gehen auf Louis Bachelier zurück, der schon 1900 in seiner Arbeit „Théorie de la spéculation“ beschrieb, dass Preisbewegungen zufällig und unvorhersehbar sind. Zusammen mit der 1952 veröffentlichten „Portfolio Selection“ von Harry Markowitz wurden hier wesentliche Grundlagen für die moderne Finanztheorie gelegt.
Was steckt hinter der EMH?
Die Effizienzmarkthypothese (EMH) besagt, dass Aktienkurse alle verfügbaren Informationen vollständig widerspiegeln. Für Investoren ist es so nicht möglich den Markt systematisch zu schlagen. Die EMH wird in drei Formen unterteilt:
- Die schwache Form berücksichtigt vergangene Preise, was technische Analyse unwirksam macht.
- Die mittelstarke Form umfasst auch öffentlich verfügbare Informationen, wodurch fundamentale Analyse keine Überrenditen ermöglicht.
- Die starke Form geht noch weiter und behauptet, dass selbst Insider-Informationen bereits in den Kursen enthalten sind.
Bei der Analyse wissenschaftlicher Modelle ist entscheidend, dass auch die zugrunde liegenden Annahmen betrachtet werden. Die EMH basiert auf zwei zentralen Annahmen:
- Alle verfügbaren Informationen sind vollständig in den aktuellen Marktpreisen reflektiert und
- alle Marktteilnehmer agieren rational.
Im Zeitalter des technologischen Fortschritts und einer zunehmenden Vernetzung erscheint die erste Annahme plausibel, denn Informationen verbreiten sich fast schon in Echtzeit über den Globus. Die Annahme eines rationalen Entscheiders hingegen erscheint zweifelhaft.
Wo ist die EMH für unsere tägliche Arbeit im Portfoliomanagement wichtig?
Die Annahme eines rationalen Investors hat wenig mit der Realität zu tun. Menschliches Verhalten ist oft von Emotionen und kognitiven Verzerrungen geprägt. Dennoch ergeben sich aus der EMH wichtige Erkenntnisse für unser Agieren am Kapitalmarkt:
- Die Kapitalmärkte sind ein sehr effizienter Preisfindungsmechanismus. Das Handeln und Entscheiden vieler Individuen führt zu einem guten Ergebnis. Neue Informationen werden schnell verarbeitet und sind in den Marktpreisen bereits enthalten, lange bevor sie zu den meisten Marktakteuren durchdringen.
- Zukünftige Preisbewegungen sind nicht vorhersehbar. Besonders kurzfristige Prognosen stiften wenig Nutzen, denn mit ihnen lässt sich nicht vorhersagen, wie Aktienkurse sich bewegen werden.
Folgt man den Schlussfolgerungen der EMH, dann ist es empfehlenswert für Anleger in ein gut diversifiziertes, passiv verwaltetes und kosteneffizientes Portfolio zu investieren. Kurzfristiges Handeln, Market Timing und eine aktive Aktienauswahl stiften keinen systematischen Mehrwert, da alle verfügbaren Informationen bereits in den Marktpreisen enthalten sind.
Fazit: Die EMH legt nahe beim Geldanlegen langfristig zu agieren und mit Bedacht zu handeln, anstatt auf kurzfristige Marktbewegungen zu reagieren. Dies trägt dazu bei, permanente Kapitalverluste zu verhindern und solvent zu bleiben. Die Erkenntnisse der Theorie effizienter Märkte findet sich in unserem Handeln wieder. Folgende Anlagegrundsätze sind bei uns fest verankert:
- Priorisierung der Planung und Festlegung der Vermögensaufteilung
- Orientierung an globaler, marktkapitalisierungsgewichteter Streuung des Vermögens
- Keine kurzfristigen Prognosen als Basis für Market Timing und Trading
- Einsatz möglichst kosteneffizienter Investmentprodukte
War es das? Weitere Forschungserkenntnisse.
Die Kapitalmarktforschung endete nicht in den 1970er Jahren. In den nächsten Blogbeiträgen betrachten wir, wie der Vater der EMH 1993 selbst weitere, von der Marktrendite abweichende, Renditequellen gefunden hat. Daneben entstand 1979 eine neue Forschungsrichtung, in welcher sich verhaltensorientierte Forscher die Annahme des rationalen Investors vorgeknöpft haben. Die Erkenntnis daraus: Märkte sind eben nicht immer effizient in ihrer Preisfindung.
Erfahren Sie mehr über unseren Ansatz des wissenschaftliches Investierens und wie wir Ihnen dabei helfen können Ihre Anlagestrategie zu optimieren. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Quellen:
Fama, E. F. (1970). Efficient Capital Markets: A Review of Theory and Empirical Work. Journal of Finance, 25(2), 383-417.
Bachelier, L. (1900). The Theory of Speculation. Annales Scientifiques de l’École Normale Supérieure, 17, 21-86.
Markowitz, H. (1952). Portfolio Selection. The Journal of Finance, 7(1), 77-91.
Fama, E. F., & French, K. R. (1993). Common Risk Factors in the Returns on Stocks and Bonds. Journal of Financial Economics, 33(1), 3-56.
Kahneman, D., & Tversky, A. (1979). Prospect Theory: An Analysis of Decision under Risk. Econometrica, 47(2), 263-291.