In den letzten Monaten sind die Zinsen langfristiger Anleihen deutlich gestiegen – in Europa um etwa 0,5 % und in den USA sogar um mehr als 1 %. Dies wirft Fragen auf, insbesondere da die Zentralbanken gleichzeitig die Leitzinsen gesenkt haben. Warum also steigen die langfristigen Zinsen, und wie können Anleger reagieren?
1. Inflationssorgen als mögliche Ursache?
Zwar könnten Ängste vor steigender Inflation eine Rolle spielen, doch die tatsächlichen Inflationserwartungen, abgeleitet aus der Differenz zwischen inflationsgeschützten und nominalen Anleihen, haben sich kaum verändert. Daher ist dies aktuell wahrscheinlich keine Hauptursache.
2. Verschlechterte Bonität?
Auch das ist unwahrscheinlich. Die Kreditwürdigkeit der meisten Staaten wurde nicht herabgestuft, und die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen sind auf einem historisch niedrigen Niveau.
3. Steigende Laufzeitenprämie als treibender Faktor
Der Hauptgrund für den Anstieg der langfristigen Zinsen scheint eine steigende Laufzeitenprämie zu sein. Diese Laufzeitenprämie kompensiert Anleger für die Unsicherheiten und Risiken, die mit langfristigen Anlagen einhergehen:
Zinsänderungsrisiko:
Längerfristige Anleihen reagieren empfindlich auf Zinsänderungen, was ihre Preise volatiler macht. Die wachsende Staatsverschuldung führt zudem zu einer steigenden Emission von Anleihen, die von Investoren absorbiert werden müssen – ein höheres Angebot drückt auf die Preise und erhöht die Renditen.
Inflationsrisiko:
Während die durchschnittlichen Inflationserwartungen moderat bleiben, steigt die Wahrscheinlichkeit eines starken Inflationsanstiegs z.B. aufgrund neuer Zölle der Trump-Regierung (einschließlich potenzieller Gegenmaßnahmen). Diese Unsicherheit lassen sich die Anleiheinvestoren durch höhere Renditen bezahlen.
Wie können Anleger mit dieser Situation umgehen?
Die aktuelle Situation bietet Chancen und Herausforderungen:
Längere Laufzeiten nutzen:
Die gestiegenen Renditen machen langfristige Anleihen, auch im Vergleich zu Aktien attraktiver. Anleger können von den höheren Zinsen profitieren.
Flexibilität bewahren:
Ein Teil des Kapitals kann in kurzlaufenden Anleihen investiert bleiben. Damit bleiben Anleger flexibel, um auf weitere Zinserhöhungen zu reagieren.
Es ist nicht ausgemacht, dass die Inflation wieder ansteigen wird, obwohl die anhaltend hohen Lohnsteigerungen dafürsprechen. Eine Abwertung der chinesischen Yuan mit der folgenden Flutung der Märkte mit preisgünstigen chinesischen Gütern, ein Produktivitätssprung durch KI oder schlicht und einfach eine Rezession in den USA könnten für ein ganz anderes Ergebnis sorgen.
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Quellen: The Economist, eigene Berechnungen